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Mittwoch, Juli 26, 2006

Aufwand von Forschungsmethoden

In einem Punkt sind sich meine Studierenden (Sie!) sich bezüglich der unterschiedlichsten Forschungsmethoden einig: Forschung erfordert viel Zeit und meistens auch Geld.

Welche Forschungsmethode nun jedoch am meisten Aufwand beansprucht, darüber sind die AutorInnen der Seminararbeiten sich uneins:

"Erstens bedeutet es einen großen Zeitaufwand solche Untersuchungen durchzuführen. Auch muss man den finanziellen Aspekt bedenken, der ebenfalls nicht unerheblich ist." (Zitat Froihofer/Gaugl).

"Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Methode der biografischen Interviews ein wirklich äußerst aufwendiges Verfahren darstellt, das aber vor allem in Bezug auf explorative Studien sehr viel Sinn macht." (Zitat Duque, Jager).

"Die Methode der Analyse von lebensgeschichten ist in den Sozialwissenschaften sowohl eine der ergiebigsten als auch der zeitintensivsten." (Zitat Gröbl/Sailer/Steinwidder).

"Es konnte sicherlich gezeigt werden, wie zeitaufwendig diese Methode ist und welche Konzentration es vom Forschenden abverlangt, den Text wortgenau zu analysieren." (Zitat Kremsl/Scheer).

"Wie mittlerweile klar geworden ist, ist das Tagebuch aufgrund seiner Komplexität und seinem Aufwand kein leicht anzuwendendes Instrument, ..." (Zitat Hofstätter).

Schlussendlich werden Sie alle im Rahmen Ihrer wissenschaftlichen Abschlussarbeiten bemerken (oder haben das bereits festgestellt), dass selbstverständlich jede Forschungsarbeit Arbeit ist und macht. Dass aber auch der Aufwand relativ gesehen werden muss. Nicht jedes Forschungsprojekt muss riesig angelegt werden, kleine Forschungsprojekte können genauso gute Qualität und somit einen Erkenntnisgewinn liefern. Wichtig ist das Interesse am Thema und die Freude am "Wissen schaffen".

Dienstag, April 04, 2006

Übung Statistische Diagramme lesen und interpretieren - Lösung

(Übungsblatt ausgeteilt am 28. 3. 2006)

  1. Was können Sie aus Abbildung 1 ablesen?
  2. Was können Sie aus Abbildung 2 ablesen?
  3. Welche Interpretation können Sie ableiten, wenn Sie die beiden Abbildungen miteinander vergleichen?
Ad 1. und 2.
Die Arbeitslosigkeit ist wie in beiden Abbildungen zu sehen ist, bei beiden Geschlechtern starken Schwankungen unterworfen. Ein genauerer Blick zeigt jedoch auch, dass bei allen Ähnlichkeiten der beiden Kurven der prozentuelle Anteil der jeweils Arbeitslosen an der Anzahl der Beschäftigten je nach Geschlecht differiert. Während bei den Bauingenieuren das Arbeitslosigkeitsrisiko zwischen 7,5 und knapp 11 % schwankt, liegt dieses Risiko bei den Bauingenieurinnen bei 19,5 bis 24 %.

Ad 3.
Das bedeutet für eine Frau ist das Risiko als ausgebildete BauingenieurIn arbeitslos zu werden zwei- bis dreimal so hoch wie das der Männer.


Worauf muss man bei diesen Diagrammen achten?

  • Beschriftung der Achsen bzw. Niveau des Ausschnitts (Bei Frauen liegt die Beschäftigung bei absoluten Zahlen zwischen 20.000 und 80.000, diese Zahlen sind bei Männern mit 10 zu multiplizieren. D.h. die Säulen der Bauingenieurinnen sind nur Bruchteile der Säulen ihrer Kollegen. Anders bei den relativen Zahlen der Arbeitslosigkeit. Hier wird bei Männern ein Ausschnitt zwischen 7 und 11 gewählt, während bei Frauen der Ausschnitt zwischen 19 und 24 liegt.)
  • Liniendiagramme spiegeln eine Verbindung vor wo es keine gibt. D.h. hier werden Jahresmittelwerte mit Linien verbunden, dabei könnte fälschlicherweise der Eindruck entstehen, dass damit der Jahresverlauf von Jänner-Dezember abgebildet wird (aber es handelt sich um diskrete Werte!).

Übung Mythos Frauenbetriebe - Analyse

Dieser Artikel (als Übungstext im Seminar am 28. 3. verteilt), der am 1. August 2005 in der österreichischen Zeitschrift Profil veröffentlicht wurde und sich auf eine Pressekonferenz zu einer Studie über Frauenbetriebe in Österreich bezieht (http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20050729_OTS0089&ch=technologie) könnte im besten Fall als ironisch verstanden werden, trotzdem bleibt ein schaler Nachgeschmack: Hinken von Frauen geführte Unternehmen tatsächlich wirtschaftlich hinter Männerbetrieben hinterher?

Dazu gleich vorneweg eine Zahl, um Österreichs Wirtschaftsstandort zu spezifizieren: 99,6 % aller österreichischen Unternehmen sind KMU, haben also weniger als 250 Beschäftigte. Der überwiegende Anteil dieser KMU ist zudem ein Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten.
http://www.kmuforschung.ac.at/

In absoluten Zahlen sieht die österreichische Situation so aus: Von den gesamt 253.502 Betrieben gehören 218.067 bzw. 86% zu den Kleinstunternehmen. Diese Unternehmen erwirtschafteten fast 71 Mrd. Euro Umsatzerlöse (http://www.unternehmer-in-not.at/kurz_notiert_detail10.php).
Die Wirtschaftskammer Österreichs hat diese Statistik der Betriebe nach Beschäftigtenzahlen noch genauer aufgeschlüsselt und da zeigt sich, dass der größte Anteil dieser Kleinstunternehmen Ein-Personen-Unternehmen sind, gefolgt von Unternehmen mit bis zu 4 Beschäftigten.
http://portal.wko.at/wk/startseite_th.wk?AngID=1&SbID=165&BrID=&DstID=0

Zu den Exportquoten kann gesagt werden, dass Österreichs KMU mit ihrer Exportquote an der Spitze Europas liegen: 38 % der KMU waren 2001 im Export tätig. Im Vergleich dazu Dänemark hat eine Exportquote von 28 %, Luxemburg 26 %, Irland und Schweden 25 %, Deutschland 21 % und Schweiz 19 % (http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2005/0205/W3/51502kmu_pk.htm). Leider wird bei all den genannten Internet-Quellen die Exportquote der Kleinstunternehmen und insbesondere der Ein-Personen-Betriebe nicht extra angeführt.

All diese Faktoren der KMU-Szene in Österreich können nun in einer Gegenüberstellung der im Artikel genannten Besonderheiten der Frauenbetriebe aufgelistet werden.

Österreichische Frauenbetriebe
81 % setzen weniger als 500.000 Euro/Jahr um
5 % sind im Export tätig
2/3 haben max. 5 MA
ca. ½ hat keine Beschäftigte

Österreichische Unternehmen generell
86 % (= Kleinstunternehmen 0< 10 MA) erwirtschaften 325.588 Euro/Jahr Umsatzerlöse
38 % der KMU waren 2001 im Export tätig
81,8 % haben max. 4 Beschäftigte
53, 4 % haben keine Beschäftigten

Und so zeigt sich, dass bis auf die Exportquote, die aber aufgrund fehlender Detaildaten für Kleinstunternehmen (wie sie Frauenbetriebe im überwiegendem Ausmaß sind) nicht endgültig bewertet werden kann, alle anderen Faktoren für Frauenbetriebe in keinster Weise besonders, anders oder gar schlechter einzustufen sind als KMU in Österreich generell.
Während 86 % der österreichischen Unternehmen durchschnittlich weniger als 1/3 Mio. Euro pro Jahr umsetzen, erwirtschaften 81% der Frauenbetriebe weniger als 1/2 Mio. Euro pro Jahr.
Knapp 82 % der österreichischen Betriebe haben bis zu vier Beschäftigte, demgegenüber haben immerhin 2/3 der von Frauen geführten Unternehmen bis zu fünf Beschäftigte.
Und der angegebenen annähernden Hälfte der Frauenbetriebe, die Ein-Personen-Unternehmen entsprechen, stehen 53 % österreichische Ein-Personen-Unternehmen gegenüber.

Fazit
Mit ein paar Zahlen über die wirtschaftliche Situation von Frauenbetrieben lässt sich der Eindruck erwecken, Frauen seien wirtschaftlich nicht so erfolgreich und volkswirtschaftlich nicht so wertvoll wie Männerbetriebe. Dabei genügt ein Blick auf statistische Daten über den Wirtschaftsstandort Österreichs um zu zeigen, dass Frauenbetriebe sogar sehr erfolgreich sind. Sie erwirtschaften in ihrer Größenklasse mehr als der Durchschnitt und sie beschäftigen relativ gesehen mehr Beschäftigte.

Weiterführende Links:
http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/analysis/doc/execsum_2002_de.pdf
http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/analysis/doc/smes_observatory_2002_report1_de.pdf

Mittwoch, März 15, 2006

Ausgewählte Methoden-Literatur

Allemann-Ghionda, Cristina (2004). Einführung in die Vergleichende Erziehungswissenschaft. Weinheim, Basel: Beltz.

Becker, Ruth & Kortendiek, Beate (Hrsg., 2004). Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Behnke, Cornelia & Meuser, Michael (1999). Geschlechterforschung und qualitative Methoden. Opladen: Leske + Budrich.

Buchen, Sylvia, Hefferich, Cornelia & Maier, Maja S. (Hrsg., 2004). Gender methodologisch. Empirische Forschung in der Informationsgesellschaft vor neuen Herausforderungen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Flick, Uwe, von Kardoff, Ernst & Steinke, Ines (2003, Hg.). Qualitative Forschung. Reinbeck bei Hamburg: rororo.

Roth, Erwin & Holling, Heinz (Hrsg., 1999). Sozialwissenschaftliche Methoden. Lehr- und Handbuch für Forschung und Praxis. München, Wien: Oldenburg Verlag.

Literatur für Referat Di, 2.5.

1.) Gröbl Oliver + Steinwidder Ute Maria + Sailer Michael
Lebensgeschichtliche Interviews

Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten.
Robert W. Conell
Leske + Budrich, Opladen 2000
--> Buch in der UB entlehnbar
--> Da es sich bei der Grundlage dieses Referatsthemas um ein Buch handelt, ist es wichtig sich auf die Methode zu konzentrieren, gehen Sie nicht zu ausführlich auf den Inhalt ein (z.B. max. 2 Interviews vorstellen).

Da Sie zu dritt referieren, sollten sie anstatt 1,5 h ca. 2h Referatszeit gestalten.

Literatur für Referate Di, 25.4.

1.) Duque Raphael + Jager Gernot
Biographische Interviews

Geschlecht und Studienwahl.
Biographische Analysen geschlechtstypischer und -untypischer Bildungswege
Kristin Gisbert
--> Buch in der UB entlehnbar
--> Da es sich bei der Grundlage dieses Referatsthemas um ein Buch handelt, ist es wichtig sich auf die Methode zu konzentrieren, gehen Sie nicht zu ausführlich auf den Inhalt ein (z.B. max. 1 Fallanalyse vorstellen).


2.) Hofstätter Birgit + Wagner Petra
Tagebuch

"Typisch Mädchen ...": Prägung in den ersten 3 Lebensjahren ; ein Tagebuch
Marianne Grabrucker
--> Buch in der UB entlehnbar
--> Da es sich bei der Grundlage dieses Referatsthemas um ein Buch handelt, ist es wichtig sich auf die Methode zu konzentrieren, gehen Sie nicht zu ausführlich auf den Inhalt ein (nur Ausschnitte zur Illustration vorstellen). Dafür ist es wichtig die Frage der Wissenschaftlichkeit dieses Tagebuches zu diskutieren und wenn möglich auch in den Kontext anderer Beispiele zu setzen.

Literatur für Referate Di, 4.4.

1.) Scheer Lisa + Kremsl Ines
Medienanalyse

Gender Mainstreaming in den Medien
Günther Rager, Lars Risndorf
http://www.mir.brandenburg.de/media/1336/gm_medien.pdf (Stand: 1. 2. 2006)

2.) Ulz Roswitha + Mehlmauer Monika
Aktionsforschung

„Die Mädchen haben ja auch so Ärger im Kopf wie die Jungs"
Aktionsforschungsprojekt Konfliktlösungsverhalten von Mädchen und Jungen in Kindertageseinrichtungen
Christel van Dieken
Tim Rohrmann
Verena Sommerfeld
http://lbs.hh.schule.de/themen/gewalt/hamburg/forschungsbericht_kita.pdf
(Stand: 1. 2. 2006)
--> Dieser Artikel (bzw. Forschungsbericht) ist sehr umfangreich und verwendet mehrere Forschungsmethoden, die auch in anderen Referaten behandelt werden. Deshalb arbeiten Sie bitte vor allem die Besonderheit des Aktionsforschungsansatzes heraus.

Literatur für Referate Di, 28.3.

1.) Salmutter Susanne + Stückler Victoria
Fokus Gruppen

„Schön mache ich mich für mich“ – Schönheitshandeln als erfolgsorientiertes Handeln
Nina Degele
http://www.soziologie.uni-freiburg.de/degele/material/pub/schHandeln.pdf
(Stand: 13. 2. 2006)

2.) Froihofer Renate + Gaugl Verena
Komparatistische Analyse

Towards Gender Equality in Academia: Problems, Policies and Practices
Liisa Husu
In: Thaler, Anita & Wächter, Christine (Eds., 2005). Conference Proceedings of the International Conference "Creating Cultures of Success for Women Engineers", 6.-8. 10. 2005, Leibnitz / Graz, IFZ Eigenverlag, Graz.
--> Conference Proceedings in der IFZ-Bibliothek entlehnbar (mailen Sie mir kurz, wann Sie vorbeikommen wollen: thaler@ifz.tugraz.ac.at)

Montag, März 13, 2006

Anrechnung des Seminars für Psychologiestudierende

Da "das Seminar eine LV-Nummer der Uni Graz hat, erkenne ich es gerne auf Antrag für das Fach Wahlpflichtveranstaltungen im 1. Studienabschnitt an. ...
MfG, I. Papousek"

Fri, 9 Dec 2005

Freitag, März 10, 2006

6 Termine, jeweils Dienstag, 16-19h, SR Schlögelgasse 2

Dienstag 14.03.2006
1600-1900
--> Referatsthemenaufteilung
Dienstag 21.03.2006
1600-1900
Dienstag 28.03.2006
1600-1900
Dienstag 04.04.2006
1600-1900
Dienstag 25.04.2006
1600-1900
Dienstag 02.05.2006
1600-1900

Montag, Februar 06, 2006

Bis Dienstag, 14. 3. Artikel lesen!

Dieser Artikel wird beim nächsten Mal diskutiert:

„Mutti spült, Papa arbeitet“: Zur Soziologie von Arbeit und Geschlecht
Nina Degele
http://www.soziologie.uni-freiburg.de/degele/material/pub/Mutti_spuelt.pdf
(Stand: 1. 2. 2006)

Methoden der Geschlechterforschung, Se, 2

Geschlechterforschung begreift Geschlecht als wesentliche Kategorie sozialer Ordnungen und analysiert Hierarchien und Ungleichheiten, die über das Geschlecht vermittelt werden. Im Gegensatz zur höheren Affinität der Gender Studies zur qualitativen Forschung, werden in dieser Lehrveranstaltung sowohl qualitative als auch quantitative Forschungsmethoden der Geschlechterforschung vorgestellt. Es werden einerseits bewährte (und bekanntere) Methoden wie experimentelle Designs, Fragebögenuntersuchungen, Interviews, Gruppendiskussionen und Beobachtungsszenarien und andererseits neuere (weniger bekannte) Methoden wie Internet- bzw. Medienanalysen und Tagebuch- bzw. Textanalysen anhand von Fallbeispielen und Studien der Geschlechterforschung besprochen. Darüber hinaus wird ein weiterer Schwerpunkt die kritische Reflexion der wissenschaftlichen Güte der Methoden sein.

Vorbesprechung: Freitag, 10. März 2006, 16h, IFZ Seminarraum

http://www.ifz.tugraz.at/index.php/article/articleview/1081/1/5